VERHALTEN BEI STARKWIND UND STURM
Starkwind und Sturm gehören zu den eher unangenehmen Begleiterscheinungen unserer Leidenschaft. Da in den letzten Jahren die Windstärke- und Häufigkeit stark zugenommen hat gewinnt dieses Thema an Aktualität.
Viele Zuschriften und Fragen erreichten uns zu diesem Thema.
Wir werden diese Rubrik weiterentwickeln und freuen uns auch über Ihre Zuschriften.
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Wetter   beobachten
Ein Sturm/Starkwind entsteht selten aus dem Nichts. Es gibt viele Anzeichen für einen drohenden Sturm, die es zu erkennen gilt.
Die häufigsten Stresssituationen verursachen Bora (Bura) aus NO und Jugo (Scirocco) aus südlicher Richtung.
Da das Wetter kleinräumig sehr unterschiedlich sein kann, trifft die Wettervorhersage nicht immer exakt zu. Ein mitgeführter Barograf kann hier wertvolle Dienste leisten.
 
Anzeichen

BORA:
Bora entsteht durch ein Hochdruckgebiet über der Festlandsmasse. Wenn Sie morgens keinen Tau an Deck vorfinden ist einen weitere Beobachtung des Küstengebirges angeraten. Die ersten Anzeichen sind ein dickes Wolkenband über diesem, das sich aber im Verlauf des Tages wieder auflösen kann. Sollten Sie aber beobachten, daß aus diesem Wolkenband kleine Wolkenfetzen nach unten herausgezogen werden, zögern Sie nicht, alle nötigen Vorbereitungen zu treffen.
Der erste Ansturm der Bora ist die Borawalze, ein schnell anlaufendes Wellenband, mit dem der erste, und oft stärkste Windstoß mitläuft. Bora baut eine kurze, nicht all zu hohe Welle auf, die recht ruppig sein kann.
Bora dauert in der warmen Jahreszeit selten länger als ein bis drei Tage und ein Nachlassen des Windes kann ruhig in einer sicheren Marina abgewartet werden. Danach ist mit einer längeren Schönwetterphase zu rechnen.

JUGO:
Jugo entsteht nicht so plötzlich wie die Bora. Zunächst weht ein Wind aus südlichen Richtungen, der Himmel ist dunstig verhangen.
Bereits nach wenigen Tagen baut sich eine ansehnliche Wellenhöhe auf.
Bei beginnendem Jugo kann man die Zunahme der Wellenhöhe deutlich beobachten. Erst der einsetzende Regen, den der Jugo stets mit sich bringt, glättet die Wellen etwas. Da nahezu alle Inseln in dieser Windrichtung ausgerichtet sind, bieten diese somit weniger Schutz als bei Bora.
Wenn die Wellen bereits weiße Schaumkronen zeigen ist es ratsam einen geschützten Hafen oder Bojenfeld (Befestigung der Boje prüfen) anzulaufen und eine Wetterbesserung abzuwarten.

Siehe auch "Wind & Wellen" , "Festmachen an Boje"
 
vor dem Sturm
Umgehend alle Seeventile und Luken schließen und durch eine zweite Person nochmals kontrollieren lassen.

Das Kartenmaterial des befahrenen Gebietes bereitlegen und geeignete (je nach Windrichtung) Schutzhäfen und Bojenfelder aussuchen.

Es ist sinnvoll die Koordinaten der ausgewählten Ansteuerungspunkte jetzt im GPS zu speichern und die Seenotsignalmittel bereit zu legen.

Niemand sollte bei ruppiger See gezwungen sein unter Deck zu müssen. Daher sollten alle Dinge, die später benötigt werden bereits jetzt sicher an Deck verstaut werden.
Getränke (kein Alkohol!) sollten in ausreichender Menge griffbereit und gesichert platziert werden.
Die Zubereitung warmer Mahlzeiten ist in Extremsituationen meistens nicht mehr möglich, daher ist es sinnvoll Kekse oder belegte Brote eben so an Deck zu verstauen.

Es sollte selbstverständlich sein, daß alle Besatzungsmitglieder Lifelines und Rettungswesten anlegen und die Lifelines an geeigneten Punkten auch einpicken.

Jetzt werden noch die Rollen für die Sturmfahrt verteilt und die Segel umgehend gerefft. Später kann es etwa bei einem Rollgroß zu Problemen kommen.
Wann sollte man reffen? - Wenn man zu ersten Mal daran denkt!
 
Maßnahmen bei Sturm
Das Bord-WC ist unbedingt zu benutzen. Viele Segler sind mit heruntergelassenen Hosen ertunken.

Nachsehen welcher Hafen, Marina oder geschütztes Bojenfeld am besten erreichbar ist. Dazu ist unser "SKIPPERTIPPS-Törnplaner©" prädestiniert.

Laufend die aktuelle Position präsent haben, um im Notfall auch die genauen Koordinaten übermitteln zu können. Sehr hilfreich sind hierbei die kleinen batteriebetriebenen GPS-Geräte, die an Deck ihren Platz finden können.

Den Motor (bei Segelyachten) nach Möglichkeit nicht benutzen, da besonders bei älteren Yachten, der im Tank enthaltene Schmutz aufgewirbelt wird, und den Kraftstofffilter verstopfen kann.

Den Kurs möglichst so legen, daß die Windabdeckung der Inseln genutzt werden kann. Dabei sind Steilküsten zu meiden, da an diesen heftigste Fallböen auftreten können.

Bei Bora bieten bewachsene Inseln einen gewissen Schutz. Kahle Inseln sind durch Bora entstanden, die hier besonders stark weht. Diese gilt es zu meiden.
Bitte beachten Sie auch die Düseneffekte, die in Durchfahrten zwischen Inseln entstehen können!
Tiefeingeschnittene Flußtäler (vor Rijeka/Kvarner, Krka/Šibenik u.a.) bilden die Haupteinfallschneisen der Bora.

Für das Treiben lassen vor dem Wind benötigt man sehr viel freien Seeraum, der innerhalb der Küstengewässer nicht vorhanden ist. Somit ist diese Methode nicht ratsam.
 
nach dem Sturm
Die gesamte Yacht überprüfen.
Kontrollieren Sie die Bilge und andere Stellen wie Luken, Decksdurchführungen usw. auf eventuelle Wassereinbrüche, und das Rigg, die Segel und die gesamte Ruderanlage auf mögliche Beschädigungen.
Gönnen Sie Ihrer Crew ausreichend Zeit sich zu erholen.
 
CHECKLISTE
wir haben eine kleine Checkliste erstellt, die Ihnen helfen soll, den Überblick zu bewahren.
 zur Checkliste
 
 
Zuschriften
Mail von Peter Labs:
Im September 2000 fuhren wir von Male – Losinj nach Pula bei Gewitter und ca 9 Bft. Als wir aus der Landabdeckung von Unije und der südlich gelegenen Insel ( weiß leider den Namen nicht ) herauskamen, sah ich zu meinem Entsetzen eine Yacht, die bewusst unter Segeln in Legerwallsituation mit einem Abstand von ca. 100m vom Ufer wieder zurück nach Male – Losinj fuhr. Wir hatten 2. Reff im Groß und ca. 1m Fock draußen. Das Boot lief neutral, die Wellenhöhe war um die 2,5 – 3m und die Situation war absolut beherrschbar. Auf Motornutzung haben wir bewusst verzichtet, da bei größeren Wellen eine ungleichmäßige Ansaugung des Motoröls aus dem Ölsumpf je nach Motortyp möglich ist. Auf Motornutzung sollte außer im Notfall verzichtet werden. Wichtig ist bereits im Hafen die Reffs zu setzten und rechtzeitig Anzug Seehund mit Gummifüßen anzuziehen. Rechtzeitig sollten auch ein paar Brötchen und 1 – 2 Thermoskannen mit Tee fertig gemacht werden, damit niemand unter Deck länger als nötig Aufenthalt hat. Besser draußen auf See als in einer Legerwallsituation. Schwimmweste und Lifebelt sind selbstverständlich und Seenotsignalmittel sollten griffbereit liegen. Wichtig : Je nach Windrichtung sind dann viele Hafeneinfahrten unpassierbar!
 

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letzte Aktualisierung: 11.10.2005